Egal, ob du dich bereits für ein Studium entschieden hast oder nicht – sich Gedanken über die Berufswahl zu machen, ist nie verkehrt. Dabei kannst du einerseits reflektieren, ob du nach der Matura / dem Abitur vielleicht doch lieber eine Lehre machen möchtest. Oder auch, ob du eher eine praxisorientierte Ausbildung an einer Fachhochschule oder ein forschungsfokussiertes Studium an einer Uni absolvieren willst.
Andererseits, und vor allem, wenn du gerade gar keinen Plan hast, kannst du dich mit deinen Interessen und Fähigkeiten beschäftigen und diese mit den unterschiedlichsten Berufsbildern vergleichen. Mit unseren 4 simplen Steps zur Berufsorientierung findest auch du das passende Studium, deinen Traumberuf und damit dein Ikigai.
Ikigai? Noch nie gehört? Na dann wird es höchste Zeit:
Interessen, Talente, Sinnhaftigkeit und Nachfrage am Arbeitsmarkt
Ikigai kommt aus dem Japanischen und bedeutet soviel wie „das, wofür es sich zu leben lohnt“. Dein Beruf sollte zwar nicht unbedingt das sein, wofür du lebst. Trotzdem ist er ein wichtiger Teil deines Lebens. Immerhin verbringst du in einer Vollzeitanstellung 40 Stunden pro Woche oder ein Drittel deines Tages damit. Wenn dir dein Beruf also keinen Spaß macht, dann fühlt er sich an wie verlorene Zeit. Und das 30 bis 45 Jahre deines Lebens. Nicht gut, oder?
Auf die Arbeitswelt umgemünzt bedeutet Ikigai, dass du deinen Traumjob findest. Also jenen Bereich, wo deine Tätigkeit sich mit deinen Interessen und Fähigkeiten kreuzt und zudem auch noch Sinn macht:
In der Grafik siehst du vier große Bereiche. Deine Interessen, deine Fähigkeiten, den Sinn einer Tätigkeit sowie Nachfrage und Angebot am Arbeitsmarkt. Die Bereiche überschneiden sich irgendwo, manchmal mehr, manchmal weniger. Das kommt ganz auf dich als Person an. Wenn du zum Beispiel viele verschiedene Hobbies hast oder neben gutem logischen Verständnis auch noch viele Sprachen sprichst, dann werden sich deine Bereiche auch mehr überlappen. Im Idealfall findest du also genau jenen Teil, wo deine Persönlichkeit mit den Anforderungen des Arbeitsmarktes übereinstimmt. Dann hast du die besten Chancen, dass sich das Ikigai-Gefühl auch bei dir einstellt.
In vier Schritten zu deinem Ikigai
Viele Studiengänge, vor allem an Universitäten, bieten dir ein breites Spektrum an späteren Berufsmöglichkeiten. So studierst du erstmal eine Fachrichtung und kannst dich währenddessen oder auch danach immer noch spezialisieren. Die folgenden vier Steps kannst du also auch machen, wenn du dich bereits für ein Studium entschieden hast. Sie helfen dir, deine Fähigkeiten zu visualisieren und sie so mit den Anforderungen der Arbeitswelt abzustimmen.
1. Entdecke deine Interessen
In den Bereich deiner Interessen fallen alle Dinge, die dich prinzipiell interessieren. Diese müssen vorerst nicht arbeitstechnisch relevant sein und sich auch nicht auf Berufe beziehen. Nimm dir dazu ein wenig Zeit und schreibe deine Ideen vielleicht sogar auf, um dann später einen guten Überblick zu behalten. Frage dich, was dir im Leben wirklich Spaß macht. Wenn du gerne ein Instrument spielst oder deinen Hund spazieren führst, hier ist dafür Platz. Auch wenn du es einfach liebst, faul in der Sonne zu liegen oder stundenlang Pokémon Go zu spielen, schreib es auf. Oft ergeben sich Anknüpfungspunkte oder Interessensgruppen, die du dann in einem zweiten Schritt verbinden kannst. Im Idealfall erkennst du ein Muster. Und wenn du nur rausfindest, ob du lieber zu Hause herum hängst oder doch eher der Typ bist, der viel unter Leuten ist.
Du kannst dich auch fragen, was du als Kind gerne gemacht hast. Gerade als Kinder handeln und reagieren wir unverfälscht, weil wir noch nicht zu sehr an die Vorstellungen der Gesellschaft angepasst sind. Hast du zum Beispiel gerne Lego-Autos zusammengebaut oder doch lieber deinen Barbiepuppen die Haare geschnitten? Das könnte durchaus ein Hinweis sein, ob du eher technisch oder eher kommunikativ begabt bist.
Du suchst noch nach deiner Berufung?
Spannende Stories gepaart mit ganz viel Information – das ist der whatchaBLOG und unsere Berufung. Und was ist deine?
Du kannst dich auch fragen, was du überhaupt nicht magst. Oft fällt einem erst beim Nachdenken über die negativen Dinge ein, was einem stattdessen gut gefällt.
Wichtig ist, dass du nicht alles, was dich interessiert, beruflich verwerten musst. Hobbies dürfen auch Hobbies bleiben. Ein Beruf heißt schließlich auch, sich stundenlang mit Aufgaben auseinanderzusetzen, Deadlines zu haben oder auch Routineaufgaben zu übernehmen. Das kann dir im schlimmsten Fall die Freude an einer Tätigkeit nehmen, die dir in deiner Freizeit und ohne Zwang ausgeübt sehr viel Spaß machen würde. Deshalb versuche lieber, dich auf Interessensbereiche zu konzentrieren und daraus dann Fähigkeiten abzuleiten, die in der Berufswelt sinnvoll sein könnten.
2. Finde passende Fähigkeiten
Im zweiten Schritt listest du jetzt deine Fähigkeiten auf. Was kannst du besonders gut? Wofür bist du schon öfter gelobt worden? Im Idealfall findest du Anknüpfungspunkte zu deinen Interessen. Ein Beispiel: Ich persönlich mag es, Bücher zu lesen. Dabei kann ich mich besonders gut entspannen. Manchmal sogar so gut, dass ich dabei völlig die Zeit vergesse. Auf der Liste meiner Fähigkeiten steht, dass ich ganz gut schreiben kann. Das könnte also zusammenpassen. Außerdem habe ich als Kind ganz gerne gemalt. Das würde ich zwar nicht unbedingt zu meinen Fähigkeiten zählen, man kann aber ein Muster erkennen. So finden sich auf meiner Liste noch eine ganze Menge anderer Interessen und Fähigkeiten, die darauf hindeuten, dass ich gerne kreativ tätig bin. Da ich aber nicht so gut male und besser texte, ist klar, dass ich eher in diesem Bereich mein berufliches Glück finde.
Zum Bereich der Fähigkeiten zählen nicht nur deine Talente, sondern auch Dinge, die du dir im Laufe deiner Ausbildung angeeignet hast. Du warst in der Schule gut in Englisch und Französisch, dann super! Wenn deine Interessen dann auch noch ergeben, dass du eher kommunikativ bist, dann schau dich in diesem Bereich um. Vielleicht studierst du auch schon und hast auf Programmierübungen immer sehr gute Noten bekommen? Dann perfekt. Die Technik wartet auf Leute wie dich.
Meistens ist das allerdings nicht so eindeutig, wie in den Beispielen. Du findest wahrscheinlich auch viele Interessen in deiner Liste, die gar nicht mit deinen Fähigkeiten übereinstimmen. Das ist auch in Ordnung. Dafür haben wir schließlich alle Hobbies, oder? Ich singe zum Beispiel ganz schlecht, aber leider total gerne. Meinen Mitmenschen zuliebe singe ich deshalb nur beim Autofahren. Allein. Zu furchtbar trashiger Musik. Mir ist es auch selbst lieber, wenn das sonst niemand hört.
3. Matche dich mit verschiedenen Berufen
Du hast all deine Interessen und Fähigkeiten auf einer Liste und konntest Anknüpfungspunkte finden? Dann bist du bereit für den dritten Schritt: Finde Berufsbilder, die zu deinen Talenten passen.
Einen ersten Eindruck von den Aufgaben in einem Job bekommst du, indem du dir Stellenausschreibungen anschaust. Noch besser ist, wenn du zum Beispiel mit Freunden, die bereits arbeiten, über ihre Aufgaben sprichst. Zusätzlich kannst du dir auf unserer Website Videos anschauen, in denen dir Menschen aus den unterschiedlichsten Berufen Einblicke in ihren Arbeitsalltag geben. Außerdem erzählen sie dir, was das Coolste an ihrem Job ist, aber auch, welche Einschränkungen er mit sich bringt. So bekommst du eine Ahnung davon, was dich on the job erwarten könnte.
Speziell für diesen Schritt haben wir 14 Fragen entwickelt, die deine Persönlichkeit mit jenen Menschen vergleicht, die bei uns ein Video online haben. Das sind mittlerweile gut 5000 Videos. Eine ganze Menge Potential also, um deinen Traumjob zu finden. Die 14 Matching Fragen sind bewusst keine Fragen zu Fähigkeiten, wie etwa bei den meisten anderen Berufsberatungstests. Vielmehr halten wir es für sinnvoll, deine Persönlichkeit mit den Persönlichkeiten von den Menschen hinter diesen Berufen zu vergleichen.
Bist du zum Beispiel gerne unterwegs statt immer am selben Arbeitsplatz zu sein und magst den Kontakt zu Kunden? Dann hast du höchstwahrscheinlich wenig Freude mit deinem Job, wenn du Tag für Tag deine acht Stunden im Büro absitzt. Wenn du das Matching gemacht hast, siehst du, zu wie viel Prozent verschiedene Berufe deinen Vorstellungen von Arbeit entsprechen.
Kleiner Tipp: Schau dir auf jeden Fall auch Berufe an, die dich im ersten Moment weniger interessieren. Bestätigt es deine Fähigkeiten-Interessen-Berufsbilder Liste? Oder findest du vielleicht neue Aspekte deiner Persönlichkeit?
4. Checke die Relevanz am Arbeitsmarkt
Zu deinen Interessen und Talenten sind jetzt auch die passenden Berufsbilder dazugekommen? Du hast eine kleine Auswahl zusammengestellt, die zu dir passt oder auch einige Richtungen rausgesucht, die für dich in Frage kommen? Dann solltest du im letzen Schritt noch evaluieren, ob du mit deinem Studium auch Chancen am Arbeitsmarkt hast. Das kannst du zum Beispiel herausfinden, indem du zu Berufsmessen gehst und dort direkt mit Unternehmen redest. Meistens wissen HR-Verantwortliche am besten, wie schwer in welchem Bereich Fachkräfte zu finden sind. Rede alternativ oder zusätzlich mit Bekannten oder ruf verschiedene Firmen an und frag direkt nach, ob sie dich mit deiner angestrebten Ausbildung für einen bestimmten Beruf nehmen würden. Frag vor allem auch nach, wie Personalabteilungen die Karrierechancen beurteilen. Die Anzahl der ausgeschriebenen Stellen kann ebenfalls ein Indikator sein, ob Leute in einem Bereich gefragt sind oder nicht.
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Mehr als 5000 Videos, 100 Berufsbilder und 200 Unternehmen sind bereits dabei. Und wo bist du?
Falls du gar keine positiven Ergebnisse bekommst, überdenke deine Berufswahl. Vielleicht findest du andere Interessen oder Fähigkeiten, die zu einem anderen Berufsbild passen, mit dem du bessere Chancen hast.
Am Ende des Tages solltest du trotzdem das machen, was dir Spaß macht und dir nicht vom Arbeitsmarkt deine Ausbildung diktieren lassen. Möglicherweise schaut die Situation in 5 Jahren ganz anders aus. Lass allerdings diesen Schritt nicht vollständig aus. Sonst hast du zwar das gemacht, was dir Spaß macht, findest aber keinen Job und wirst auch nicht glücklich. Im schlimmsten Fall musst du dich in einem ganz anderen Bereich zurechtfinden oder arbeitest zu prekären Bedingungen zum Mindestlohn. Nicht gut, oder?
Ready für den Praxis-Check?
Weil du im Artikel so weit gekommen bist, verrate ich dir zur Belohnung noch ein kleines Geheimnis: Es gibt noch einen 5. Schritt, um dein Ikigai zu finden!
Teste deine Berufsentscheidung mit einem Praktikum, einer Schnupperwoche oder einem Day on the job. Das ist jetzt keine supertolle Neuigkeit, bestätigt dir aber (hoffentlich) die Ergebnisse der vier Ikigai-Steps. Könnte ja auch sein, dass der Traumjob in der Praxis ganz anders ist, als es deine Recherche ergeben hat. Und doppelt hält besser, oder?
Kleiner Tipp: Ein Volontariat bekommst du leichter, schneller und auch auch mal nur für eine Woche. Frage also unverbindlich bei Unternehmen an, ob sie sich über die Schulter schauen lassen. Wenn du nicht unbedingt Berufserfahrung sammeln, sondern einfach nur deinen Traumberuf testen willst, ist das die richtige Wahl.
Du weißt noch immer nicht, ob ein Studium das richtige für dich ist? Dann schau dir auch unsere 7 Dinge an, die du vor Studienbeginn wissen solltest.