Digital Detox: Wie du der Digitalisierung entfliehen kannst

Digital Detox: Wie du der Digitalisierung entfliehen kannst

Als Reaktion auf eine ungesunde Lebensweise achten Menschen weltweit darauf, bewusster zu leben und beispielsweise auf Zucker, Salz, Fertiggerichte oder Konservierungsmittel zu verzichten. Oder sie spülen sich mit teuren Tees und grünen Smoothies Giftstoffe aus dem Körper. Auch Stars und Promis schwören bereits darauf: Detox. Entzug von allem möglichen, das uns irgendwie schaden könnte. Detox ist das neue Bio. Mit Detox liegst du voll im Trend.

Entziehen sollte man aber nicht nur, was man etwa in Form von Zusatzstoffen in Lebensmitteln oder auch Suchtmitteln zu sich nimmt. Auch unsere wertvollste Ressource, die Zeit, sollten wir wieder wichtiger nehmen und weniger Zeit vor dem Bildschirm verbringen. Digital Detox also. Bleibt einem als Alliteration doppelt gut im Ohr, nicht?

Digital Detox meint Entziehen von Social Media, Screen-Time, Smartphone und Co. Kein Wifi, kein mobiles Netz, kein Telefon. Abschalten und das komplett. Mit unseren drei Schritten wirst auch du zum Digital-Detox-Profi. Bereit für die Challenge? Los gehts:

1. Smartphones in der Nacht ausschalten

Ja, damit meine ich nicht nur einen dunklen Bildschirm mit dahinter werkelndem Standby sondern tatsächlich richtiges Ausschalten. Ja, dafür gibt es einen Knopf. Du musst ihn nur finden. Alternativ lasse ich hier auch den Flugmodus gelten. Aber nur für den Anfang.

Wichtig ist, dass dich keine Nachrichten, Anrufe, Mails, Tweets oder was auch immer von außen erreichen. Ganz besonders keine Mails aus der Arbeit. Du wirst staunen, wie gut du schlafen wirst, wenn nicht ständig dein Display leuchtet. Außerdem verbindet sich dein Telefon nicht im Sekundentakt mit dem nächsten Handymasten und schickt Wellen aus, die vom Nachtkästchen aus direkt in deinen Kopf hinein strahlen. Und nein, dagegen helfen auch keine Oropax. Also aus damit und Gute Nacht!

2. Smartphones nicht auf den Tisch legen

Wenn dich wirklich dringend jemand erreichen will, dann wird er oder sie dich anrufen. Du kannst ja mal wieder einen Klingelton einschalten. Wenn deine Bekannten, dein Partner oder deine Freundin dich nur noch via WhatsApp oder Messenger kontaktieren, dann sag ihnen vorher Bescheid. Sie werden sich daran gewöhnen, glaub mir. Auch die Arbeitskollegen werden es dir verzeihen. Und deine Eltern werden sich freuen. Und deine Oma ganz besonders, weil sie die Aufmerksamkeit bekommt, die sie verdient.

Also die Challenge ist: Das Handy in der Tasche lassen, so lange du mit Menschen an einem Tisch (oder auf einer Decke im Park oder wo auch immer) zusammensitzt. Egal, wie lange es dauert. Dein Smartphone empfängt eh alles. Dann kannst du deine Nachrichten später gebündelt nachlesen und alles zusammen beantworten. Übrigens: Es ist einfach nur unhöflich, ständig aufs Handy zu schauen. Besonders älteren Menschen gegenüber, weil sie den Hype um die ständige Erreichbarkeit nicht verstehen.

3. Firmenhandys übers Wochenende im Büro lassen

Möglicherweise werden mich meine Arbeitgeber dafür hassen, aber hey: Deine körperliche und geistige Gesundheit liegt mir echt sehr am Herzen. Also lass dein Firmenhandy übers Wochenende dort, wo es hingehört: In dein Büro zu deiner Arbeit. Wenn du ganz mutig sein und gleich aufs Ganze gehen willst, dann lass es auch im Urlaub zuhause.

Falls dich wirklich dringend jemand erreichen muss, dann kann er oder sie dich auf deinem Privathandy erreichen. Die Hemmschwelle, dich anzurufen, ist jedoch wesentlich höher, als wenn du dein Firmenhandy ständig mit dir herumträgst.

Du gehörst zu denen, die sich auf ein echtes Abenteuer einlassen wollen? Das Firmenhandy wegzulassen ist dir zu soft? Dann schalte auch dein Privathandy im Urlaub aus, surfe nicht im Wifi, das es fast schon in jedem Hotelzimmer gibt und binde dir statt dessen mal wieder eine gute alte Uhr ums Handgelenk. Du wirst erstaunt sein, wie viel hochauflösender die Umwelt ist als dein Retina Display.

Noch immer nicht genug vom Entzug?

Dann lass auch alle anderen digitalen Geräte weg. Tausch den eReader durch ein Buch, so ein richtiges schweres aus Papier mit Seiten. Schalte auch Fernseher oder Radio aus. Verzichte auf Videospielkonsolen. Du siehst, die Liste ließe sich endlos fortführen. Zu guter Letzt kannst du dann auch noch deine Uhr abnehmen und nach der Sonne leben. Aber gut, man muss ja nicht übertreiben.

Für einen Digital Detox werden übrigens mindestens 24 Stunden empfohlen. Also einen Tag und eine Nacht keine digitalen Geräte. Rechne mit Entzugserscheinungen und such dir ein paar schöne Dinge zum Ablenken. Dein Wellensittich zum Beispiel, oder dein kleiner Bruder – die beiden freuen sich sicher.

Den eigenen Akku wieder aufladen

Das ist alles zu viel für dich und du hast tatsächlich keine Ahnung, wo du anfangen sollst. Die Nächte kommst du kaum noch zum Schlafen und deine viereckigen Augen passen nicht mehr unter deine Brille? Dann solltest du dringend statt dem Akku deines Smartphones deinen eigenen Akku wieder aufladen. Dabei hilft jetzt eine neue App, die damit wirbt, ihren Usern bisher insgesamt „250 Jahre unabgelenkte Zeit“ geschenkt zu haben.

Zunächst einmal bekommst du einen Spiegel vorgehalten: Offtime – so der Name der App – zeigt dir, wie viel Zeit du mit Nachrichten, Anrufen und Facebook verbringst. Im zweiten Schritt kannst du dich selbst geißeln und die App darüber bestimmen lassen, wann du deine Nachrichten lesen darfst und wann nicht.

Wenn allerdings selbst der Gedanke an eine Sekunde ohne Akku und Wifi für dich ein Sturz ins Bodenlose ist, dann leidest du höchstwahrscheinlich an No-Wifi-Phobie oder Akkuleeritis. Das sind ernst zu nehmende Krankheiten, also nicht lachen!

Deshalb wird dieser Beitrag jetzt auch seriös. Denn die Abhängigkeit von ständiger Erreichbarkeit, die die Digitalisierung mit sich bringt, kann gravierende Folgen haben. Angefangen von Schlafstörungen über psychische Probleme bis hin zu Herz-Kreislauf-Krankheiten kann Stress, der zwangsläufig damit verbunden ist, alles mögliche auslösen. Laut einer Studie im Auftrag der Wirtschaftskammer Österreich werden die Krankenstände aufgrund psychischer Krankheiten nicht nur mehr, sondern sind auch mit durchschnittlich 13 Tagen die längsten. Eine ähnliche Situation findet sich in Deutschland, wo etwa jeder fünfte Arbeitnehmende mit körperlichem und emotionalem Stress zu kämpfen hat. Dabei sind Multitasking und fehlende Pausen – Dinge, die durch die Digitalisierung der Arbeitswelt begünstig werden – die Hauptursachen.

Detox to Retox?

Die negativen Folgen des digitalen Wandels macht sich natürlich auch die Wirtschaft zunutze. Sogenannte Digital Detox Camps versprechen eine Entgiftung von Smartphones, E-Mails und Internet. Teilnehmende legen zu Beginn ihre Handys und Computer ab und kappen den Kontakt zu allem, was mit Arbeit und Stress zu tun hat. Große Firmen beginnen bereits, auf den Zug der digitalen Entgiftung aufzuspringen und schicken ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in solche Ferienlager für Erwachsene. Dort stehen dann Yoga, gemeinsames Kochen und Spazieren auf dem Tagesplan.

Erwartet wird dann schließlich, dass Facebook- oder Instagram-Junkies frisch und munter wieder im Berufsleben erscheinen und eben genau das machen, was Junkies nach einem Entzug nicht tun sollten: Sie kehren zu ihrer Droge zurück.

Falls du nicht so weit reisen möchtest, aber unbedingt einen geschützen Rahmen für deinen digitalen Entzug brauchst, gibt es auch ein Digital Detox Camp in Deutschland. Außerdem spezialisieren sich immer mehr Hotels auf Wellness Urlaube, die Menschen nicht nur Erholung bringen, sondern auch vom digitalen Alltag abschirmen.

Mehr Nutzen oder mehr Schaden – das entscheidest du selbst

Digitalisierung selbst ist eigentlich weder gut noch böse. In vielen Lebensbereichen hilft sie uns enorm weiter. Ohne einen Bordcomputer im Auto, einem Smart TV mit Netflix Zugang oder digitale Systeme, die etwa den U-Bahn Verkehr in Großstädten regeln, können sich viele ein Leben kaum noch vorstellen. Neue Berufe entstehen und schwere Arbeit wird uns mehr und mehr von Maschinen abgenommen.

Wie bei vielen Dingen im Leben macht auch bei der Digitalisierung die Dosis das Gift. Wie oft und in welchen Situationen wir unsere Geräte nutzen, bestimmen immer noch wir selbst. Solange du alles in Maßen genießt, also dein Smartphone bei Treffen mit Freunden, Sport oder vor allem in der Nacht auch ausschalten kannst, ist alles in Ordnung. Bekommst du jedoch einen halben Herzinfakt, wenn deine Akkuanzeige unter fünf Prozent sinkt, dann solltest du dir Gedanken machen. Und im Zweifelsfall oben mit unserer 3-Schritte-Challenge anfangen!

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