Über whatchaSKOOL, Teach First Deutschland & Hartz IV — Berlin pt. II

Über whatchaSKOOL, Teach First Deutschland & Hartz IV — Berlin pt. II

Die zweite whatchaSKOOL-Woche in Berlin war für mich in vielerlei Hinsicht eine Premiere. Ich bin zum ersten Mal für whatchado ins Ausland geflogen, es war überhaupt meine erste whatchaSKOOL, und es war vor allem das erste Mal, dass ich mit dem problematischen Thema der Berufswahl bei SchülerInnen hautnah konfrontiert wurde.

Unser Kooperationspartner, Teach First Deutschland, hatte uns zwar im Vorfeld informiert, dass wir an sogenannten Schulen „in sozialen Brennpunkten” sein werden, aber wie es vor Ort tatsächlich aussah, war schockierend. An der ersten Schule kam ich mit einem der SchülerInnen ins Gespräch.

„Was willst du denn beruflich machen?“
„Hartz IV.“

Ich wusste wirklich nicht, wie ich reagieren soll. Die anschließende Erklärung seiner „Berufswahl“ war für mich noch heftiger: er kenne nichts anderes, seine Eltern seien seit vielen Jahren arbeitslos und irgendwie würde es „eh funktionieren“. Was als unterstützendes Notfallsystem bei unvorhersehbarer Arbeitslosigkeit gedacht war, ist für diesen Buben und seine Familie gelebte Realität. Dass ein Schüler seine berufliche Zukunft bereits mit 16 Jahren komplett an den Nagel hängt, ist aber leider kein Einzelfall.

Teach First Deutschland Fellows, engagierte HochschulabsolventInnen aller Fachrichtungen, erzählten uns auch, dass sich viele SchülerInnen nicht mal das Minimum an Schulutensilien wie Block und Stift leisten können und die Dropout-Quote teilweise bei erschreckenden 40-45% liegt. Blaumachen ist keine Ausnahme, manche SchülerInnen haben den whatchaSKOOL-Vortrag sogar vorzeitig abgebrochen, indem sie wortlos den Saal verließen, und manche wurden wegen ihres Benehmens gebeten zu gehen.

Das war für uns zwar ein großer Schock, aber für die SchülerInnen, die LehrerInnen und die Teach First Deutschland Fellows ist das leider Alltag. Zugegeben: Bei solchen Rahmenbedingungen zu versuchen, den SchülerInnen Mut zu machen und ihnen die unendlichen Chancen in der Berufswelt zu zeigen, war und ist eine schwierige Aufgabe. Wir haben versucht, lustig und fröhlich das Thema Berufsorientierung zu präsentieren, nur manchmal hatte ich das Gefühl, als würde die frohe Botschaft auf taube Ohren stoßen.

Man konnte in den Augen vieler SchülerInnen sehen, dass sie einfach aufgegeben haben, ohne überhaupt zu versuchen, sich mit den vielen Berufswegen auseinanderzusetzen. Wir haben uns nach jedem einzelnen Vortrag gefragt, ob unsere Bemühungen unnötig waren, ob das Konzept whatchado überhaupt ankommt, oder ob es zu spät ist, diese SchülerInnen noch für die bunte Berufswelt zu begeistern. Manchmal war es echt schwer, diese Fragen zu beantworten.

In einem Saal voller SchülerInnen konnte man ab und an eine positive Reaktion bemerken. Sie nickten mit, fühlten sich von Alis Story bestätigt und lachten mit uns. Wenn von 70 SchülerInnen eine/r sich mit ihrer/seiner Zukunft auseinandersetzt und ermutigt wird, Neues auszuprobieren, haben wir unser Ziel eigentlich schon erreicht. Gemeinsam mit den LehrerInnen können wir die Hoffnungslosigkeit durch Mut und Inspiration ersetzen, und etwas Farbe in den tristen Schulalltag bringen!

Ein großes Lob geht auf jeden Fall an die LehrerInnen, die tagtäglich Großartiges leisten und dermaßen große Mengen an Geduld, Empathie und Wissen trotz ungünstigen Rahmenbedingungen aufbringen müssen. Auch vor den Fellows von Teach First Deutschland ziehe ich meinen Hut: sie unterstützen die LehrerInnen wo und wann sie können und obwohl man merkt, dass der Schulalltag oft Probleme bringt, schaffen sie es, tolle Vorbilder zu sein. Sie helfen Kindern und Jugendlichen mit schlechten Startchancen innerhalb von 2 Jahren zum Schulerfolg und bekämpfen Chancenungerechtigkeit im Bildungssystem.

Wir haben einige von den Teach First Deutschland Fellows interviewt und die Werdegänge könnten nicht unterschiedlicher sein. Wie man zu Teach First Deutschland Fellow wird, was für Tätigkeiten man bei Teach First Deutschland haben kann, und wie bunt die Stories wirklich sind, erfahrt ihr hier:


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