Unser Globetrotter Manuel war drei Monate auf einem Trip rund um die Welt um Storys aus China, Korea, Kambodscha, Singapur, Brasilien, Kanada und den USA einzufangen. Hier bloggt er über seine Erfahrungen. Weiter geht’s in Singapur!
Nach drei Tagen Vietnam und einer erholsamen Woche auf den Philippinen lande ich um 1:00 morgens in Singapur. Die Dame, die mir versprochen hatte, dass ich bei ihr zumindest die erste Nacht auf der Couch schlafen könnte, hat mir kurz vorm Abflug aus Manila abgesagt. Es ist still. Leute schlafen auf den Stühlen in den Wartesälen. Die schauen mir aber zu unbequem aus, die Stühle, nicht die Leute und ich finde bald eine Bank mit einer halbwegs weichen Sitzfläche. Ohrenstöpsel rein, Schlafbrille auf und auf geht’s in eine Nacht mit geschätzten 15min Schlaf verteilt über 4 Stunden. Dann endlich fährt der erste Zug in die Stadt. Ich buche am Flughafen spontan ein Bett im Schlafsaal und hoffe, dass ich nicht bis 15:00 warten muss, um einzuchecken.
Ich habe Glück und um 6:00 schlaf ich mit 9 anderen Herrschaften in einem Zimmer.
Eine Woche verbringe ich in dieser multi-kulturellen Stadt. Hier trifft man auf die Völker des Ostens. Ich lebe in Chinatown, wo mir Chinesen Ramsch andrehen wollen. Ich gehe zum Hindu-Tempel um die Ecke, wo traditionell gekleidete Inder musizieren und beten. Einmal wohne ich im Araberviertel, gleich neben der großen Sultan-Mosche und rauche Shisha. Singapurer, Malay, Koreaner, Filipinos – ein buntes Treiben auf den Straßen und in den U-Bahnen.
Apropos U-Bahn – ein Geheimtipp für Reisende nach Singapur: In der U-Bahn warten bis folgende Durchsage ertönt: „If you see any suspicious-looking person, please inform our staff or press the emergency call button.“ , Dann Augenkontakt mit beliebiger Person suchen für bilaterales Unwohlsein-Gefühl.
Für Fortgeschrittene: Augenkontakt halten und langsam auf den Emergency Call Button zugehen.
Für Profis: Ihr wisst, was jetzt zu tun ist.
Ng Rong Xin liebt Kinder. Deshalb hat sie ein Startup gegründet, das den Kindern hilft, ihre Talente zu entdecken und zu fördern.
Singapur wird zu der Station auf meiner Reise, auf der ich am meisten über mich dazu lerne. Vieles davon findet sich in meinem vorangegangenen Artikel „Warum mir Reisen keinen Spaß macht“. Ich mache dort die schwierigste Zeit meines Trips durch, schaue aber schon am Ende meiner Singapur-Woche dankbar auf diese Lernphase zurück. An solchen Situationen zu wachsen, ist für mich das wirklich Schöne am Reisen.
Was ich wohl auch nie vergessen werde, ist Haw Par Villa. Wohl einer der schrägsten Orte Asiens und nicht im Standard-Reiseführer zu finden. Es handelt sich dabei um eine Art Park, in dem verschiedene Mythen, Sagen und asiatische Struwwelpeter-Moral-Geschichten anhand von Skulpturen dargestellt werden. Ich begebe mich dort unter anderem in die Höhle der „10 Gerichtshöfe der Hölle“ und fühle mich, als würde ich einen Spaziergang durch meine Kindheit machen. Nein, meine Kindheit war nicht die Hölle. Die Teufel und die gequälten und schreienden Männchen, die ich dort antreffe, waren aber immer wieder Hauptmotive meiner etwas eigenartigen Zeichnungen damals.
Somit laufe ich die meiste Zeit mit einem breiten Grinsen und großem Fragezeichen über dem Kopf durch den Park. „Wer macht so etwas? Warum?? Bin ich also nicht der Einzige…?“
Ich verlasse Singapur nur ungern. Der Gedanke nach Brasilien zu fliegen, macht mich etwas nervös. Brasilien wird sich tatsächlich nicht als das Land herausstellen, das uns so schön und fröhlich in den Medien und in Filmen wie „Rio“ verkauft wird. Bevor ich das aber mit eigenen Augen sehen werde, habe ich noch meine bisher längste Flugreise vor mir. 12.500km und eine Reisedauer von ca. 27 Stunden, davon 21 in der Luft, liegen zwischen mir und Rio de Janeiro.