whatchado Worldtour 2014: Tief einatmen, Luft anhalten, Peking!

whatchado Worldtour 2014: Tief einatmen, Luft anhalten, Peking!

Unser Globetrotter Manuel war drei Monate auf einem Trip rund um die Welt um Storys aus China, Korea, Kambodscha, Singapur, Brasilien, Kanada und den USA einzufangen.  Hier bloggt er über seine Erfahrungen. Los ging’s in Seoul & Peking!

Eine Woche lang war dies meine Unterkunft:Image

Ich hatte ein Einzelzimmer in einem Guesthouse in Seoul, Südkorea gebucht, da ich Mehrbettzimmer nicht besonders mag.

Mein Einzelzimmer war aber eigentlich eine Kabine inmitten eines Mehrbettzimmers und so begleitete mich das Husten, Röcheln und Schnaufen meiner kranken Zimmerkollegen ungefragt sieben Nächte. Dass ich früher oder später selbst krank werden würde, war mir klar – ganz Seoul schien verschnupft zu sein. Ein guter Start in meinen 3-monatigen Around-The-World-Trip, den ich dieses Mal mit Unterstützung von „meiner“ Company machen kann. „Meiner“ im Sinne von: Ich hatte das Glück von Anfang dabei zu sein und dieses Projekt mitzugestalten und darf nun Geschichten aus aller Welt einfangen. In Seoul beispielsweise durfte ich Hyo-Eun Kim kennenlernen – eine Dame, die in einem „Hello Kitty“-Museum arbeitet (Ja, sowas gibt’s wirklich!). Aber auch den Guesthouse-Besitzer bat ich vor meine Kamera – im Gegensatz zum Zimmmer schien er sympathisch und gemütlich.

„You got the best job in the world!“ ist wohl die Aussage, die ich auf meiner Reise bisher am Häufigsten gehört habe. Dicht gefolgt von „The toilet is over there“.

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Seoul ist für mich die Soft-Version von Tokio. Nicht ganz so schräg, nicht ganz so lebhaft. Aber ich hatte in Tokio auch 12 Wochen mehr Zeit, die Stadt zu erleben, deshalb ist der Vergleich nicht ganz fair. Die Sehenswürdigkeiten in Seoul sind rar, die Frauen sind hübsch (Resultat des Korea-Schönheits-Chirugie-Boom-Whansinns?) und 50% von ihnen arbeiten irgendwo im Bereich Kosmetik und Mode. Wieder Mal Klischees und herbeigezauberte Statistiken, die aber irgendwo doch ihre humoristische Berechtigung haben.

Was mir stark positiv in Erinnerung bleibt, ist die koreanische Gastfreundlichkeit und koreanisches BBQ, beides ausgezeichnet. Erst später erfahre ich, dass dies auch zwei Klischees sind.

Von Seoul treibt es mich aber bald nach Peking – der Düsternis entgegen.Image

Ich fahre im Zug aus der Flughafenstation und mir bleibt der Mund offen stehen. Das zweite Mal, dass mir der Mund in Peking offenstehen wird, wird erst 5 Tage danach passieren, wenn ich vor einer 28m hohen Buddha-Statue stehe, die aus nur einem einzigen Stück Holz geschnitzt wurde und im Lamatempel und gleichzeitig im Guinessbuch der Rekorde steht.

Jetzt aber  staune ich erst mal über das Bild, das sich mir bietet, wenn ich aus dem Fenster schaue. Es ist kein schönes Bild, es ist eine Welt gehüllt in Smog. Graue, gesichtslose Bauten ragen aus der Nebeldecke heraus. Vereinzelt Autos und Atemmasken-tragende Einheimische, die sich auf ihren Mopeds über die Straße schlängeln und im Smogschleier verschwinden.

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Alles ist farblos, die Sicht reicht keine 300 Meter. Ich denke daran, wie gut sich dieses Szenario für einen „Post-Apokalypse“-Film eignen würde.

„Nächstes Jahr bin ich weg“, erzählt mir Sascha, den ich 2 Tage nach meiner Ankunft interviewe und der schon mehr als 13 Jahre in Peking lebt, inzwischen einen Sohn hat und ihm eine „gesündere“ Umgebung bieten will.

 

Er meint, es wäre völlig normal für „Neuankömmlige“ wie mich, dass sie krank werden und er rät mir viel Wasser zu trinken. Ich fühle mich wieder grippig und habe Husten. Bin aber dann doch etwas beruhigt, als er mir erzählt, dass dieser Smog die Ausnahme ist. So stark wie in diesen Tagen wär es in Jahren nicht mehr gewesen. „Die dreckige Luft hier haben wir gemacht. Wir aus dem Westen. Wir wollten billig unser Zeug produzieren und haben die dreckigen Fabriken nach China verlegt“, drückt es Sascha überspitzt aus.

Die ersten zwei Tage verbringe ich also fast nur in meinem erstaunlich großen Hostelzimmer, organisiere meine anstehnden Interviews für diese Woche und freunde mich immer mehr mit dem Gedanken an, dass jede zweite Website, die ich öffnen möchte, nicht funktioniert. Die chinesische Mauer, also The Great Wall, ist direkt vor mir, sie heißt jetzt nur anders: The Great Firewall nämlich und blockt alles, was der chinesischen Regierung zu westlich oder gefährlich für ihre Bürger erscheint.

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Ich reiße mich trotz meiner Angeschlagenheit zusammen und entdecke schon bald jeden Tag ein neues Stück Peking. Meistens bin ich auf der Suche nach einer Adresse. Ich habe kein chinesisches Handy, dafür aber meist eine relativ klar wirkende Wegbeschreibung auf meinem Smartphone. Ist man aber erst einmal in der ungefähren Gegend, erkennt man schnell, wie enorm diese Stadt ist und dass „Exit A“ nicht gleich „Exit A“ ist, sondern aus 3 unterschiedlichen Ausgängen besteht, die natürich in völlig andere Richtungen führen. Mal muss ich an Soldaten vorbei, mal an unbeschriftete Haustüren klopfen, hinter denen sich versteckt Firmenbüros befinden. Mal ist das Tor zum Treffpunkt mit einem Kettenschloss abgesperrt und ein anderes Mal sitze ich mit einer freundlichen Chinesin in einem Taxi, die dem Lenker erklärt, wo ich hinmuss. Falsche Adressen, chinesische Schriftzeichen, kein Internet und keine Stadtkarte, das alles führt mich an ungewöhnliche Orte und in viele von Zeichensprache geprägte Unterhaltungen mit den Einheimischen, denn wohl nur ein Promillteil der Leute spricht tatsächlich ein paar Worte Englisch. Obendrein dürfte man mich in Peking inzwischen als den Ausländer kennen, der sich gerne Handys von Fremden borgt.

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Die Stadt ist alt und modern gleichzeitig. Viele bekannte amerikanische und europäische Fimen haben sich im Zentrum in glänzenden Glastürmen niedergelassen. McDonalds, Tommy Hilfiger und Samsung in der modernen Riesenshoppingmall finden sich direkt neben einem traditionellem, chinesischen Markt auf der Waifujing-Straße. Während Manager sich in Anzügen in ihre  Office-Plazas begeben, drängen sich Bauern etwas überfordert mit dem Ubahn-System in die Stationen, um zum Tian’anmenplatz zu gelangen. Schmieröl und Seide liegen in Peking nicht weit auseinander.

„Die Luft ist nich viel schlimmer als vor 2 Jahren. Der Grund, warum alle husten und krank werden, ist der große Medienrummel um den Smog. Da passiert viel im Kopf. Damals hatten wir dasselbe Problem, niemand hat drüber berichtet, niemanden hat’s gestört.“ Dr. Oskar Andesner, gebürtiger Tiroler und seit 7 Jahren der österreichische Außenhandelsdeligierte für China, macht sich mehr Sorgen um die Lebensmittelsicherheit als um die schlechte Luft.

Will man sich in Peking gesund ernähren, dürfe man nur noch in ausgewählte, etwas teurere Resataurants essen gehen. (Ja, es gibt tatsächlich künstlich hergestellte Hühnereier, die aber ja eigentlich nicht Hühnereier genannt werden können, da sie in einer Labor-Küchen-Garage hergestellt werden und nicht im Hühnerstall von Hühnern.)

In dieser einen Woche hatte ich die Chance mit sehr vielen Leuten zu sprechen, Chinesen, Expats und Reisende, und habe dabei viele interessante Einblicke in die Kultur und die aktuelle Entwicklung Chinas und Pekings bekommen. Ich bin in dieser Woche kein Fan von Peking geworden, aber ich werde wahrscheinich irgendwann zurückkommen. Weshalb, bin ich mir noch nicht ganz sicher.

Vielleicht ja, wegen der schönen Aussicht an den klaren Tagen, die diese Stadt und ihre Umgebung auch ab und zu zu bieten haben.
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Nächster Halt: Shanghai

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