Über Wirtschaft in der Schule wird zurzeit intensiv diskutiert. Soll es mehr Wirtschaft im Unterricht geben? Eher theoretischen Input oder praktische Lernerfahrungen? Und was bringt das? Oliver war Vorstandsvorsitzender in einer Schülerfirma und findet, diese Erfahrungen haben ihn nachhaltig geprägt und weitergebracht. Ein Erfahrungsbericht:
Während der Schulzeit schon ein Unternehmen zu gründen, stellt für viele Schüler*innen eine spannende und lehrreiche Herausforderung dar. Die gesammelten Erfahrungen sind alles andere als kurzfristig, sondern für das spätere Berufsleben von Nutzen.
Eines ist klar: Eine Schülerfirma ist eine spannende Sache. Schüler*innen, die in ihrem Leben noch wenig bis gar nichts mit der Arbeitswelt zu tun hatten, werden direkt ins kalte Wasser geworfen. Auf einmal werden aus ihnen Jungunternehmer*innen, die Finanzentscheidungen treffen, ihre Produkte vertreiben, potenziellen Kunden*innen ihre Idee präsentieren und sich um die internen Abläufe kümmern. Diese Vielzahl an neuen Herausforderungen ist zwar sehr fordernd, aber auch mindestens genauso fördernd.
Organisation und Verantwortungsbewusstsein
Organisation und Verantwortungsbewusstsein sind wichtige Kompetenzen im Berufsleben. Schon in einer Schülerfirma sollte klar sein, wer im Unternehmen welche Aufgabe übernimmt und zu welchem Zeitpunkt sie fertig sein soll. Das mag am Anfang nicht so leicht für die Schüler*innen sein, doch nach einiger Zeit – und vielleicht einigen Misserfolgen aufgrund von mangelnder Organisation – lernen die Schüler*innen immer besser ihren Firmenalltag zu organisieren.
Doch damit hört die Organisation nicht auf. Da eine Schülerfirma einige Zeit in der Woche beansprucht, planen die Schüler*innen ihren Alltag so um, dass auch Schule und Hobbies nicht auf der Strecke bleiben müssen. Dies ist eine gute Vorbereitung auf die Alltagsplanung, die ein Vollzeitjob später fordert. Mit dem Unterschied, dass Zuhause vielleicht Kinder anstatt Hausaufgaben warten.
Verantwortungsbewusstsein ist ebenso wichtig. Die Schüler*innen stecken nun in einer Situation, in der ihre Entscheidungen sich nicht nur auf andere auswirken, sondern ein ganzes Unternehmen davon abhängt. Bekommt man beispielsweise einen Großauftrag nicht, weil man sich der Wichtigkeit dieses Auftrags nicht bewusst war und die Verkaufspräsentation nicht fertig gestellt hat, wirkt sich das auf alle Unternehmensbereiche aus. Zu lernen, dass man in einer bestimmten Situation Verantwortung trägt ist also wichtig, um später gut in der Arbeitswelt zurechtzukommen.
Auftreten und Präsentation
Es kann passieren, dass die Schülerfirma einen Auftrag nicht erhält, obwohl Produkt und Preis besser sind als von der Konkurrenz. Das kann z.B. daran liegen, dass die Konkurrenz sich besser präsentiert hat. In einer Schülerfirma lernt man schon als Jugendliche*r, wie man richtig präsentiert, also versucht, mithilfe der richtigen Worte, Mimik und Gestik sowie Authentizität zu überzeugen. Die Jungunternehmer*innen müssen sich schließlich auch vor Kunden*innen oder möglichen Partnern präsentieren können, um die Vorteile der Produkte zu vermitteln oder neue Kontakte zu gewinnen.
Zu einer guten Präsentation des Unternehmens oder des Produkts gehört auch das richtige Auftreten vor Kunden*innen, Partnern, etc. Die Schüler*innen müssen verstehen, wie ihr Verhalten in der Umgebung wahrgenommen wird. Dazu gehören schon kleine Gesten, wie das Suchen von Augenkontakt, nicht herumzuzappeln, ein sicheres Auftreten, aber auch zum Anlass passende Kleidung. Ein souveränes und gutes Auftreten öffnet im Leben viele Türen. Eine Fähigkeit, die auch später im Studium oder bei einer Ausbildung große Bedeutung hat. Dieses ist zwar bei den Schülern*innen nicht auf Anhieb da, aber je öfter man es übt, umso besser wird es schließlich.
Fachwissen in verschiedenen Unternehmensbereichen
Neben den oben genannten Eigenschaften und Softskills wie Verantwortungsbewusstsein und souveränem Auftreten, hilft die Teilnahme an einer Schülerfirma dabei, in verschiedenen Unternehmensbereichen erste Kompetenzen zu entwickeln. In der Finanzabteilung müssen beispielsweise die Kosten kalkuliert, Gewinn- und Verlustrechnungen erstellt, Bilanzen gemacht und Rechnungen erstellt werden. Im Marketing hingegen lernen die Schüler*innen ihre Zielgruppe zu suchen und zu finden und diese dann gezielt anzusprechen. Außerdem werden dort Werbemittel entworfen, Presseberichte verfasst und die Social Media-Kanäle der Schülerfirma gepflegt. So sammelt man als Schülerunternehmer*in wichtige Berufserfahrungen, die einem später den Einstieg ins Berufsleben erleichtern.
In vielerlei Hinsicht trägt eine Schülerfirma also zur Vorbereitung auf das Berufsleben bei. Wer als Schüler diese Möglichkeit bekommt, sollte sie nicht verstreichen lassen.