Im Gespräch mit: Madeleine Daria Alizadeh [@dariadaria]

Im Gespräch mit: Madeleine Daria Alizadeh [@dariadaria]

Madeleine Daria Alizadeh: Bloggerin, Instagrammerin, Podcast-Produzentin, Mode-Designerin, Hunde-Mama und Yoga-Lehrerin. Wir treffen Österreichs bekannteste Influencerin– “wenn man dieses ekelhafte Wort benutzen will” – bekannt auch unter dem Namen dariadaria oder dem Spitznamen Maddie, in einem Wiener Cafe auf ein Stück veganen Bananenkuchen und jede Menge Fragen.

Sie ist tatsächlich “viel kleiner als auf den Fotos” und tatsächlich viel sympathischer als wir es vielleicht erwartet hätten. Mit 158 Tausend Instagram-Fans, zahlreichen Blogleser*innen und Podcast-Hörer*innen gehört sie zur “Influencer-Elite” Österreichs und könnte sich durchaus etwas darauf einbilden, dass täglich zahlreiche junge Frauen und Männer neugierig auf neue Einblicke aus ihrem Leben warten.

Was 2010 mit einem Fashion-Blog (Mode, Kosmetik, Fitness-Trends etc.) begann, hat sich in den vergangenen acht Jahren stark entwickelt. Maddie bloggt immer noch. Heute allerdings über nachhaltige Themen wie: Umweltschutz, Faire Fashion, Alkoholverzicht und ihren veganen Lebensstil. Seit einigen Monaten betreibt sie außerdem den Podcast “A Mindful Mess”, in dem sie sich mit Themen der Nachhaltigkeit auseinandersetzt, aber auch persönliche Dinge über sich erzählt, ihre Lieblingsbücher vorliest und verschiedenste Menschen interviewt. Heute sind allerdings wir es, die interviewen dürfen:

 

Liebe Maddie, für uns als Berufsorientierungs-Plattform ist deine berufliche Entwicklung natürlich besonders spannend: Du übst heute noch denselben Beruf aus wie vor 10 Jahren, nur hat sich inhaltlich einiges verändert. Wie kamen diese Veränderungen?

Ich habe ein Jahr lang Kultur- und Sozialanthropologie und Politikwissenschaften studiert und habe mich eigentlich auch davor schon immer mit sozialen und weltpolitischen Themen auseinandergesetzt. Das heißt ich wusste natürlich immer schon, dass viele Kleidungsstücke in Billiglohnländern produziert werden, aber ich habe mich damals halt nicht so richtig damit beschäftigt.

Das heißt so eine Tendenz war immer schon da, aber nicht so arg, dass ich das mit Mode verbunden habe. Der konkrete Auslöser für die Veränderung war eine Dokumentation, die mich dann so richtig wachgerüttelt hat. 2013 war das die totale Nische. Da gab es nur wenige andere Blogger, die sich mit dem Thema auseinandergesetzt haben.

Du hast damals fast ausschließlich über Kleidung und Lifestyle-Produkte gebloggt: Wie schwer war es von deinem (extremen) Kaufverhalten wegzukommen?

Das war irrsinnig schwierig. Eben weil das Wissen erst wachsen muss. Das hat Jahre lang gedauert. Ich hatte halt den Anspruch von Anfang an, dass ich jetzt alles weiß und perfekt bin. Dass man da erst reinwachsen muss, das habe ich lernen müssen. Das waren halt Baby-Steps die da passieren mussten.

Die Abhängigkeit von Anerkennung und Likes sind ja quasi Teil deines Berufes – bist du mit der Zeit lockerer geworden was das angeht? Hat sich das irgendwie verändert, dadurch dass du jetzt über nachhaltigere Dinge berichtest?

Ich bekomme sicherlich nicht so viele Likes wie davor. Bei mir sind die meist gelikten Bilder Bilder auf denen ich halbnackt drauf bin – das kann man sich in der Statistik sehr gut anschauen. Natürlich werden Bilder von einer Müllhalde in Ghana nicht so stark geliked – das ist mir klar. Es gibt sicherlich irrsinnig viele Influencer die erfolgreicher sind als ich, wenn man das jetzt auf Likes umlegt. Aber ich glaube eben auch, dass sich Erfolg nicht nur in Likes widerspiegelt.

Du hast seit einiger Zeit auch einen eigenen Podcasts “A Mindful Mess”. Wie kam das und was spielt der Podcast für eine Rolle in deinem Leben?

Ich habe jetzt sieben Jahre lang gebloggt und dann habe ich eine Abwechslung gebraucht. Das Medium hat mich einfach nicht mehr so angesprochen. Ich habe gemerkt, dass meine Inhalte sehr komplex geworden sind und es für einige Leute zu anspruchsvoll geworden ist sie zu lesen. Ich habe mir dann gedacht okay, ich will irgendein Medium, bei dem man nicht auf einen Bildschirm starren muss um die Inhalte zu konsumieren, sondern auch seine Umwelt wahrnehmen kann. Und ich möchte ein Medium, wo ich komplexe Inhalte einfach darstellen kann. Da hat sich der Podcast einfach sehr gut angeboten. Das ist auch etwas, dass man gemeinsam machen kann. Es ist nicht dieses “alleine aufs Handy starren”.

Du gestaltest dir deinen Beruf ja quasi selber. Wie cool ist das? Ich stelle mir das sehr schwer vor, weil du ja ständig noch mehr machen könntest. Musst du dir da manchmal selber Grenzen setzen?

Ich versuche es. Aber das ist ein Prozess. Ich tendiere dazu mich völlig zu überladen. Eben weil ich so viele Ideen habe und es so viele Sachen gibt, die ich machen will. Das Grenzen-Setzen habe ich in den letzten Jahren natürlich auch sehr hart lernen müssen. Dass man Ressourcen hat, die man aufteilen muss und mit denen man haushalten muss. Das ist natürlich ein Elfenbeinturm-Problem. Dass man die Möglichkeit hat alles zu realisieren was man realisieren möchte, das ist natürlich sehr schön – aber eben auch gefährlich. Es kann passieren, dass man zu viel macht und sich dann völlig verliert irgendwie.

Nimmst du dir manchmal bewusst frei – von Instagram, Podcast und co.?

So komplett ohne alles – also so digital detox – mache ich selten. Vielleicht ein paar Tage im Jahr. Und sonst mache ich schon Urlaub. In der Zeit lese ich dann keine E-Mails, aber auf Instagram lade ich trotzdem Inhalte hoch. Aber das ist okay für mich. Das geht gut so nebenher. Das ist dann kein Stress für mich.

Glaubst du das Zufriedenheit im Beruf dadurch entsteht, dass man seiner Berufung folgt? 

Yes.

Wenn du etwas ändern könntest in deinem Job – was wäre das, bzw. würdest du überhaupt etwas ändern?

Ich würde mir mehr Verständnis für meinen Job wünschen. Ich habe einen Beruf wo sich jeder traut voll “abzuhaten” wenn man mit mir redet und vergisst, dass ich selbst diesen Beruf ausübe. Dann kommt als Reaktion meistens “aber du bist ja eh anders”. Manche Leute sagen: “Ja cool was du machst, aber ich meine ich lebe halt gerne im richtigen Leben” oder solche Sachen. Der ganze Berufsstand wird einfach über einen Kamm geschert. Auch bei Entscheidungen die ich treffe, appelliere ich immer an ein differenziertes Denken und nicht dieses schwarz-weiss Denken. Das ist das Einzige, was ich mir wünschen würde: ein bisschen mehr Verständnis und Einfühlungsvermögen für diesen Berufsstand.

Wie sieht deine Zukunft aus: Wirst du den Podcast auch weiterhin machen und Yoga-Stunden geben? Planst du deine Zukunft oder lässt du alles auf dich zukommen?

Ich arbeite extrem intuitiv. Ich mache echt alles sehr nach Gefühl und denke überhaupt nicht viel über die Sachen nach. Also ich denke nicht so: in sechs Monaten mache ich das und in sechs Monaten mache ich das. Ich habe das wirklich sehr geschult und kultiviert, so gut es geht in diesem Moment zu leben.

Aber natürlich bin ich nicht komplett angstfrei. Wir leben in einer voll-defizitären Gesellschaft. Wir sind sehr defizitär geprägt und sehr kritisch, was sehr gut ist, weil diese ganze Öko-Bewegung kommt ja aus dem deutschsprachigen Raum, weil Leute sehr kritisch waren. Aber oft ist es eine Spur zu kritisch, weil viele Dinge mit wenig Lob besetzt werden. Und wenn du scheiterst ist das auch sehr negativ besetzt. Und irgendwo anders heißt es “Hey cool du bist gescheitert … deine erste Entlastung, cool lass uns feiern!” – bei uns ist das irgendwie sehr schwer.

Letzte Frage: Wie erklärst du deiner Oma deinen Beruf?

Meiner Oma versuche ich immer zu erklären, dass Influenza der Virus ist – und Influencer etwas anderes machen [lacht] ich habe ihr letztens versucht das Internet zu erklären.

 

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Wir haben Maddie zu Beginn ihrer Fashionblogger-Karriere getroffen und ihr unsere 7 whatchado Fragen gestellt. Seitdem ist viel passiert! Das merken wir, als wir ihr dieselben Fragen erneut stellen:

[2018]

Tickst du wie Maddie???

Hier gehts zum Matching

[2014]