Fehlzeiten wegen zu großer psychischer Belastung bzw. Burnout steigen sowohl in Österreich als auch in Deutschland. In der Bundesrepublik sind sie sogar die zweithäufigste Ursache für Arbeitsunfähigkeit. Die Krankheitsdauer ist dabei mit rund 39 Tagen dreimal höher als bei anderen Erkrankungen. Höchste Zeit also, das sich diesem Problem zu stellen.
Nach einer langen und vor allem erzwungenen Auszeit ist es schwierig, wieder ins Berufsleben zurück zu kommen. Oft muss ein ganz neuer Zugang zu Arbeit und vor allem zum eigenen Körper gefunden werden. Unternehmen können dabei sowohl präventiv als auch beim Wiedereinstieg unterstützen. Beim HR Barcamp im September 2016 in Wien wurden dabei Ansätze vorgestellt, die sich in Unternehmen wie etwa Runtastic bewährt haben.
Learning by Research
Wenn es im Unternehmen bereits Burnout Fälle gab, sollten Learnings daraus gezogen werden. Wo sonst kann man Probleme orten, wenn nicht unmittelbar an den eigenen Mitarbeitern. Dazu können Unternehmen gezielt Fragen formulieren. Etwa:
- Was hat den betroffenen Mitarbeiter dazu gebracht?
- Was waren Hauptfaktoren, die auf seinen Gesundheitszustand Einfluss hatten?
- Wie können Führungskräfte oder Teammitglieder dazu beitragen, Überforderung zu reduzieren?
Damit es gar nicht erst zu einem Burnout kommt, gibt es zum Beispiel Tools zur Selbsteinschätzung, wie die Checkliste von Herbert Freudenberger und Gail North. Jeder – egal ob Führungskraft oder Angestellter – kann anhand von 12 Stufen sehen, ob er gefährdet sind.
Gespräche und Workshops
Zusätzlich können regelmäßige und offene Mitarbeitergespräche helfen, einer Überforderung rechtzeitig auf die Schliche zu kommen. Hier hängt es natürlich stark von der Führungskraft ab, wie offen und ehrlich Mitarbeiter reden. Auch präventive Maßnahmen wie eine monatliche Beratung beim Betriebspsychologen oder etwa Workshops zur Unterstützung in belastenden Phasen können sinnvoll sein.
Das Problem hierbei ist allerdings, dass sich kaum jemand eingesteht, Unterstützung zu brauchen. Viele erkennen die Erschöpfung erst, wenn es zu spät ist. Hier gilt es von Seiten des Unternehmens rechtzeitig einzugreifen. Das kann beispielsweise eine verpflichtende Teilnahme an präventiven Workshops sein. Wenn dabei auch noch das ganze Team teilnimmt, wird außerdem der Zusammenhalt zwischen den Mitarbeitern gestärkt.
Führungskräfte als Vorbilder
Das Team spielt natürlich eine wesentliche Rolle, ob sich ein Mitarbeiter in der Firma wohl fühlt oder nicht. Dabei können sich Führungskräfte folgende Fragen stellen:
- Wie nehmen Mitarbeiter die Stimmung im Team wahr?
- Was sind die Gründe für schlechte / gute Stimmung?
- Gibt es Probleme einzelner Mitarbeiter miteinander und wie können diese gelöst werden?
- Was brauchen Mitarbeiter, um sich im Team wohl zu fühlen?
Auch Führungskräfte haben eine Vorbildfunktion. Sie können mit dem Team gemeinsam an Präventionsmaßnahmen teilnehmen und somit die Hemmschwelle für Mitarbeiter senken.
In vielen Unternehmen kümmert sich bereits eine eigene Person, der sogenannte Feel Good Manager, um das Befinden der Mitarbeiter. Laut Wirtschaftswoche ist der Feel Good Manager einer der Top Berufe mit Zukunft, der sich in nächster Zeit in vielen Firmen etablieren wird. Er kümmert sich vor allem um Anliegen rund um den Arbeitsalltag. Das reicht von der Organisation von Teambuilding-Maßnahmen bis hin zum wöchentlichen Bestellen von frischem Obst.
Workload fair aufteilen
Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Workload-Aufteilung. Arbeitende Mitarbeiter, die die Arbeit des fehlenden Kollegen übernehmen, sollten nicht mit der Mehrbelastung alleine gelassen werden. Dabei kann neben Überlastung und Stress auch schlechte Stimmung im Team entstehen. Auch hier hilft eine regelmäßige Evaluierung.
Rückkehr leichter machen
Bei der Rückkehr aus dem Krankenstand gibt es ebenfalls verschiedenste Möglichkeiten. Gerade bei Burnout ist der Wiedereinstieg viel schwerer, als beispielsweise nach einer Bildungskarenz oder einer Elternzeit. So hat sich bei Runtastic ein stufenweiser Einstieg bewährt. Dabei kann der Mitarbeiter – eventuell auch in Begleitung eines Arbeitspsychologen – schrittweise an seinen Arbeitsplatz zurückkehren. Um einen zusätzlichen Stressfaktor zu eliminieren, sollte bei der stufenweisen Rückkehr das Gehalt gleich bleiben.
Eine andere Möglichkeit ist es, den Mitarbeiter selbst entscheiden zu lassen, wie lange er in der Anfangszeit arbeiten kann und möchte. Parallel dazu sollte permanent evaluiert werden, ob Aufgaben und Team noch zum betroffenen Mitarbeiter passen. Ist das nicht mehr der Fall, kann gemeinsam nach einer anderen Lösung gesucht werden. Das kann von der Abgabe von Verantwortung bis hin zum Wechseln der Abteilung alles sein.
Home Office ist keine Lösung
Mit Homeoffice sollte speziell bei der Wiedereingliederung vorsichtig umgegangen werden. Gerade bei zu viel Selbstverantwortung kann es nämlich leicht zu Selbstausbeutung kommen. Jemand, der gerade ein Burnout hinter sich hat, kommt so schnell wieder in das Stress-Hamsterrad hinein.
Leider gibt es – wie bei den meisten Dingen im Leben – keine Patentlösung. Unternehmen müssen selbst herausfinden, was ihren Mitarbeitern gut tut. Eine offene Unternehmenskultur und ein wertschätzender Umgang miteinander sind dabei das A und O. Um dies zu gewährleisten, empfiehlt sich eine regelmäßige Evaluierung der Bedürfnisse sowie, wenn notwendig, ein Anpassen der Arbeitsbedingungen.
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