Die Generation der Millennials, die zwischen 1980 und 1995 Geborenen (Nicht einheitlich abgegrenzt, manche Studien sprechen auch von 1985 – 2000), sind längst Gesprächsstoff in vielen Studien, Artikeln und Personalabteilungen. Gibt man “Millennials” und “Generation Y” in Google ein, bekommt man mehr als 66 Mio. Sucheinträge und damit viel mehr als bei anderen Generationen.Die Titel sind dabei recht kontrovers und auch widersprüchlich. Ein kleines Best-of:
- Studie zur Generation Y: Leistungsbereiter als bisher angenommen
- Die heimlichen Revolutionäre: Wie die Generation Y unsere Welt verändert
- Shocking study reveals: Millennials don’t like doing stuff
- Chef sein? Nein, danke!
Das lässt eine entscheidende Frage aufkommen:
Warum redet jeder überhaupt über Millennials?
Dafür gibt es tatsächlich einige gute oder zumindest plausible Gründe:
- 2020 werden sie den größten Teil der berufstätigen Bevölkerung weltweit stellen.
- 35% der Unternehmen geben an, Schwierigkeiten zu haben, junge Talente zu finden und zu halten (Forsa Umfrage).
- Und vielleicht ein nicht minder wichtiger Punkt: Millennials reden gerne über sich selbst und nutzen die Power von Social Media, die die Generationen vor ihnen einfach nicht hatte.
Als Führungskraft und Millennial möchte ich Unternehmen dabei helfen, ihren Führungsstil und ihr Employer Branding fit zu machen. Nicht nur für Millennials, sondern für die Generationenvielfalt in der heutigen Arbeitswelt. Noch immer herrschen viele Vorurteile – gegen Millennials, aber auch die älteren Generationen. Diese gilt es mit Hilfe von Fakten, Empathie und Vertrauen abzubauen.
Die Realität der Millennials
Jede Generation ist geprägt von den Umständen, in denen sie aufwächst. Millennials sind in einer sehr dynamischen Zeit aufgewachsen. Social Media und die Digitalisierung von vielen Lebensbereichen ist über sie hereingebrochen, während sie noch in der Schule waren. Das hat natürlich Auswirkungen. Sie haben scheinbar unendlich viele Optionen. Quasi eine weiße Leinwand, die es zu bemalen gilt. Gleichzeitig gibt es gerade in der Welt der Arbeit viele Unsicherheiten. Von jedem Arbeitgeber wird Anpassung verlangt, Neuausrichtung und Flexibilität. Es gibt weniger Konventionen und externe Richtwerte und gleichzeitig viele Berufsmöglichkeiten, gepaart mit den Möglichkeiten neuester Technik.
In einer weltweiten Studie mit über 19.000 Millennials und 1.500 Personalverantwortlichen wollten wir bei der ManpowerGroup herausfinden, was diese neue Realität mit den Erwartungen dieser Generation macht.
Green Smoothies und Kickertische? Was Millennials wirklich wichtig ist
Ja, Geld ist noch wichtig! Sehr sogar. Aber längst nicht mehr alleinstehend an der Spitze der Wunschpyramide. Es zählt das Gesamtpaket. Das besteht aus:
- Arbeit in einem tollen Team
- Flexibles Arbeiten (keine klassischen nine-to-five und remote Arbeiten)
- Wertschätzung und zeitnahes Feedback
- Das Gefühl, eine sinnvolle Arbeit zu machen
- Sicherheit, aber nicht durch den Arbeitgeber, sondern durch konstante Weiterbildung, um attraktiv zu bleiben für den Arbeitsmarkt
- Die Möglichkeit zu längeren Auszeiten (z.B in Form von Sabbaticals)
Gleichzeitig hat die Studie auch gezeigt, was Millennials nicht wichtig ist: nämlich Führungsverantwortung. Gerade in Deutschland streben gerade einmal 13% nach einer Führungsrolle – so wenige wie kaum irgendwo anders auf der Welt. Ob im eigenen Start-up oder einem Unternehmen – der Chefsessel steht nicht im Karrierefokus.
Was bedeutet das für Arbeitgeber? (Es bedeutet nicht “ich gebe ihnen, was sie wollen”)
Auf der Seite der Unternehmen sind vor allem die Führungskräfte gefragt. Sie müssen sich im klaren sein, dass die Generation Millennials in einer anderen Zeit groß geworden ist und deswegen zum Teil andere Ansprüche an die Arbeitswelt stellt.
Hier gelten zwei Spielregeln:
- Verstehe die Wünsche, Ängste und Motivationen der jungen und älteren Generation. Hier geht es nicht um einen Kampf der Generationen oder Arbeitgeber vs. Arbeitnehmer. Die Frage, wer muss sich wem anpassen, stellt sich nicht. Vielmehr geht es um das Finden einer Führung und Kultur, die jedem Mitarbeiter die Möglichkeit gibt, sein Talent zu nutzen. Und viele der Sachen, die Millennials wichtig sind, werden auch anderen Generationen wichtiger. Einfach, weil die Möglichkeiten nun da sind und sich die Arbeitgeber-Arbeitnehmer-Beziehung durch die Forderungen der Millennials verändert hat.
- Mache das Transparent! Employer Branding ist mittlerweile kein Nice-to-have mehr sondern etwas, dass jeder Bewerber, gerade die digital-affinen Millennials, genau unter die Lupe nimmt.
Was ist also im Umgang mit Millennials zu beachten, die gleichzeitig auch anderen Generationen zunehmend wichtiger werden?
Learnability
Millennials spüren die Unsicherheiten, aber auch Chancen in einem dynamischen Arbeitsmarkt und verstehen deshalb, dass sie sich konstant weiterbilden müssen, um attraktiv zu bleiben. Das Thema Learnability – die Bereitschaft und der Wille zum lebenslangen Lernen, ist für diese Generation selbstverständlich. Hier sind Führungskräfte in der Verantwortung, Mitarbeitern genügend Weiterbildungsmöglichkeiten, aber auch Raum zum sicheren experimentieren, anzubieten. Stichwort Fehlerkultur! Bei uns im Team haben wir eine regelmäßig stattfindende Fuck Up Hour, in der wir offen unsere Fehler besprechen, feiern und daraus lernen.
Flexibilität & Vertrauen
Gleichzeitig sollten Führungskräfte Vertrauen entwickeln und diese in ihr Team tragen. Der Faktor Flexibilität, der der jüngeren Generation so wichtig ist, ist sonst nicht umzusetzen. Mikromanagement muss Vertrauen weichen.
Sinn
Auch die Sinnsuche spielt bei Millennials eine wichtige Rolle – das heißt übersetzt für Unternehmen: Chancen aufzeigen und geben, damit sie ihre berufliche Entwicklung im Unternehmen selbst mitgestalten können. Gleichzeitig geht es darum, das WARUM klar aufzuzeigen. Es geht nicht darum, To Do Listen abzuarbeiten und Deadlines einzuhalten, sondern einen Service für die Gesellschaft zu erbringen. Einen der auch über das reine Produkt hinausgeht.
Feedback & Wertschätzung
Noch immer verfolgen viele Führungskräfte den Ansatz: Gesagt wird nur dann etwas, wenn es nicht läuft. Ein entscheidender Fehler, denn gerade in einer schnelllebigen Arbeitswelt fordern Millennials zeitnahes Feedback ein – und das nicht nur, wenn es nicht gut läuft. Wertschätzung ist ihnen sehr wichtig. Vielleicht hängt das auch mit der Instant gratification Kultur zusammen, mit der sie aufgewachsen sind. Ob Tinder, Netflix oder Uber – alles ist schnell auf Abruf verfügbar. Das fordern sie auch in der Arbeitswelt und das ist gut so! Offene Kommunikation, Wertschätzung und schnelles Feedback schaffen nicht nur Vertrauen, sondern ermöglichen auch einen zeitnahen Kurswechsel.
Vermittler zwischen Generationen
Vor allem müssen Führungskräfte aber verstehen, dass die Generationenvielfalt in ihrem Unternehmen einen großen Wert hat – wenn man sie richtig managed. Leider gibt es noch oft Vorurteile – sowohl auf der Seite der jüngeren, als auch der älteren Generation. Sätze wie: “Wir haben damals viel mehr leisten müssen” oder “Die kennen sich doch null mit Technik aus” sind Gift für eine Unternehmenskultur. Hier gilt es gemeinsame Kommunikationsplattformen zu schaffen und den Austausch zu fördern. Nur so können Vorurteile abgebaut und Chancen genutzt werden. Dann ist auch die Arbeit in einem tollen Team – einer der Top Wünsche von Millennials, abgedeckt.