Wer kennt sie nicht? Die vielen Begriffe, die im Brainstorming mit den Kollegen durch den Raum schwirren? Agiles HR, Disruptive HR, Arbeiten 4.0, Millenials, Gen Y, Gen Z und wie sie alle heißen. Sicher sind sie und Maßnahmen wie das Active Sourcing hilfreich, wenn es um das Recruiting neuer Mitarbeiter oder die Personalentwicklung geht, aber sie sind sicher nicht das Allheilmittel.
Personalarbeit und Kreativbranche?
Klassischer Weise sind Berufe, die Kreativität fordern, in der sogenannten Kreativbranche zu finden. Zu dieser gehören beispielsweise die Medien mit ihren Redakteuren und Moderatoren, Marketingagenturen mit Grafikern und Designern oder natürlich Künstler, egal ob selbstständige Maler, Musiker oder angestellte Schauspieler an Theatern. Auch auf Unternehmensseite wachsen die kreativen Abteilungen mit ihren Textern, Art Directors oder Visual Designern. In den seltensten Fällen jedoch wird Kreativität mit dem Recruiting oder generell der Personalabteilung verknüpft. Schließlich wird anhand von Lebensläufen strukturiert entschieden, welcher Bewerber zum Vorstellungsgespräch erscheinen darf – oder? Warum die Kreativität auch im HR Bereich in der Zukunft immer wichtiger wird, zeigt der aktuelle State of the Art im Bewerbungsprozess:
Bewerber suchen sich ihr Unternehmen aus
Der Cultural Fit spielt eine immer größere Rolle bei Bewerbungen und dieser Trend wird sich auch in Zukunft nicht mehr umkehren. Allerdings weitet er sich in gewisser Weise aus. Denn nicht nur Unternehmen suchen nach genau den passenden Mitarbeitern, sondern die Kandidaten suchen vor einer Bewerbung nach einem passenden Unternehmen, bei dem sie sich überhaupt vorstellen können zu arbeiten. Und genau diese Tatsache beeinflusst das Denken von Personalern – oder sollte es zumindest beeinflussen. Denn nun müssen sie potenzielle Mitarbeiter dazu bewegen, sich für ihr Unternehmen zu interessieren. Und genau darin liegt die Herausforderung. Die Lösung? Kreativität!
Wie sieht das kreative Recruiting der Zukunft aus?
Wer sich gerade innovativ fühlt, weil er Stelleninserate nicht mehr nur über Zeitungen oder die eigene Homepage inseriert, sondern auch auf Facebook, Xing oder LinkedIn shared, den muss ich an dieser Stelle enttäuschen. Auch der Austausch “on the go” via WhatsApp mit den Bewerbern ist nicht mehr so neu und anders, wie mancher Personaler glaubt. Das oben bereits erwähnte Active Sourcing ist in der Personalbranche ebenfalls keine Seltenheit mehr und bedeutet, dass Bewerber nicht nur aktiv ausgesucht werden, sondern die passenden potenziellen Mitarbeiter bereits vorher auf das Unternehmen aufmerksam gemacht werden. Das geschieht über gezieltes Personalmarketing.
Bereits vor der Zeit von Smartphone und Co. gab es Ansätze für das Active Sourcing. Damals noch ganz klassisch mit Kulis, Pfefferminzbonbons und Taschentüchern. Natürlich findet diese Art des Active Sourcings auch heute noch statt und wurde durch digitale Kanäle erweitert. Auch die Zielgruppe beginnt sich bereits zu ändern. Während früher vor allem Studenten oder Arbeitnehmer kontaktiert und rekrutiert werden, geraten nun auch die Schüler in den Fokus. Wäre es nicht praktisch, wenn das Interesse an einem Unternehmen bereits in der Schule so groß wird, dass eine Person ihren Karriereweg danach auslegt? Ihr Umgang mit sozialen Netzwerken und ihre Bereitschaft, Profilinformationen freizuschalten, laden nahezu dazu ein, diese Eigenschaft für den Recruiting-Prozess zu nutzen. Zwar funktioniert Active Sourcing bisweilen sehr gut, dennoch sollte es noch um Ideen ergänzt werden, damit auch in Zukunft genug Mitarbeiter im Haus sind!
Deswegen stelle wir dir hier 3 kreative Möglichkeiten vor, durch die dir die Aufmerksamkeit egal welcher Altersgruppe sicher ist.
Digitale Karrieremessen…
… dürften in der Zukunft zum neuen Trend werden. Statt sich in Messehallen mit tausend anderen Besuchern von Stand zu Stand schieben zu lassen, kann man die Stände seiner Favoriten einfach per Mausklick besuchen. Vorteile liegen dabei aber nicht nur auf Seiten der Besucher, sondern auch der Standbesitzer. Statt Flyer und andere Promotion-Artikel auf die Messe zu tragen, können interessante Informationen einfach digital übermittelt werden. Die Kommunikation läuft generell digital ab. Per Chat oder Video-Telefonat wird Kontakt mit den Interessierten aufgenommen. Schnell, einfach und unkompliziert. Eben so, wie es die Digital Natives gerne mögen. Und sogar die Umwelt profitiert davon, denn ganz ehrlich: Wie viele der Informationsflyer behältst du tatsächlich? Für alle, die nicht gleich den Sprung in die ganz virtuelle Welt wagen wollen, gibt es auch Messeapps, die dem altbekannten Stand auf einer realen Messe ein kleines digitales Upgrade geben.
Guerilla Recruiting…
…Die Idee ist einfach: Virale Kampagnen bewerben nicht nur eine Stelle im Unternehmen, sondern auch das Unternehmen selbst. So können auch Kandidaten erreicht werden, die gerade eigentlich nicht aktiv auf der Suche nach einem neuen Job sind. Wichtig ist, dass eine Guerilla Kampagne immer die Unternehmenskultur widerspiegelt, um die richtigen Bewerber zu bekommen. Und natürlich, dass sie neu und anders ist! Eine nachgemachte Kampagne wird sehr wahrscheinlich nicht funktionieren. Außerdem muss die Kampagne genau die Zielgruppe erreichen, ohne dabei zu offensichtlich für das Unternehmen zu werben. Ein gutes Beispiel für Guerilla Recruiting gibt es in diesem Clip von Scholz & Friends:
Karrierezentren…
… wie das von Ströck, gehen mit gutem Beispiel voran und ermöglichen es Jobsuchenden, sich unkompliziert und spontan auf Lehrstellen zu bewerben. Ohne Termin, Bewerbungsschreiben und Co. Gesetzt wird auf ein persönliches Gespräch, in dem sich der Bewerber selbst präsentiert und sein Können unter Beweis stellen kann. Ein Bewerbungsschreiben ist nicht nötig. Der Gedanke: Ein anonymes Bewerbungsschreiben kann theoretisch von jedem geschrieben sein, das Gespräch aber tatsächlich nur vom Kandidaten geführt werden. Nach dem Vorstellungsgespräch kann alles ganz schnell gehen. Es ist sogar denkbar, dass man in der nächsten Woche schon in den Job startet. Diese Form der Bewerbung könnte in Zukunft eine große Rolle spielen. Besonders, weil sie sich an das aktuelle Lebensgefühl anpasst. Wir fordern nach flexiblen Arbeitszeiten. Warum also nicht auch nach flexiblen Bewerbungsgesprächen?
Du suchst noch nach deiner Berufung?
Spannende Stories gepaart mit ganz viel Information – das ist der whatchaBLOG und unsere Berufung. Und was ist deine?
Kreativität: Nicht nur im Recruiting!
Die Personalabteilung muss in Zukunft aber nicht nur im Recruiting neuer Mitarbeiter kreativ sein, sondern auch im Personalerhalt und in der Verbreitung der Corporate Culture. Teambuilding ist hier ein wichtiges Stichwort. Ich weiß, das ist keine super neue Erkenntnis. Allerdings muss es heute nicht mehr nur klassisch durch Klausuren umgesetzt werden, sondern auch spielerische Ansätze wie Escape Rooms, Raften oder ein Floß zu bauen sind denkbar. Wichtig: Teamwork und Vertrauen müssen geübt werden.
Ansonsten können sich Personaler trauen, sich eben mehr zu trauen. Wichtig dabei ist, das richtige Maß an Kreativität zu finden und darauf zu achten, dass Ideen zur Unternehmenskultur passen. Schließlich sollen die richtigen Kandidaten angesprochen werden und sich die Mitarbeiter wiederfinden.
Wenn du noch mehr Input für Ideen rund um Personalmarketing, Recruiting oder Employer Branding brauchst, dann kannst du dir überlegen ein BarCamp zu besuchen. Dort funktioniert der Austausch und das Brainstorming in lockerer Atmosphäre. Keine Ahnung was ein BarCamp ist? Dann schau doch mal zu unserem Nachbericht vom HR BarCamp in Wien! So ein BarCamp zu organisieren ist übrigens auch eine gute Teambuilding-Maßnahme…