Bewertungen sind in Hotellerie und Gastronomie bereits seit Langem nicht mehr wegzudenken. Bald auch nicht mehr aus dem Arbeitsmarkt, sagt Tobias Freund von Toocan. Wie du als Personaler darauf reagieren kannst, erzählt er dir im folgenden Gastbeitrag.
Viele Unternehmen stehen in Zeiten von Globalisierung, Fachkräftemangel und den neu aufkommenden Digitalisierungsprozessen vor der Herausforderung, sich personell anzupassen und als attraktiver Arbeitgeber wahrgenommen zu werden. Eine der vielversprechenden Möglichkeiten dies zu erreichen, ist oft nur wenige Meter von der Geschäftsleitung entfernt: die eigenen Mitarbeiter.
In der Hotellerie haben wir bereits vor vielen Jahren beobachten können, wie wichtig das Thema “Bewertungen” und generelles Feedback im Internet für den Erfolg eines Betriebes ist. Ich denke, jeder von uns kennt die Situation, dass wir mittlerweile sowohl direkt als auch indirekt von Sternchen, Prozenten und Scores bei einer Kaufentscheidung beeinflusst werden. Es ist normal geworden, bei einem identischen Angebot auf Amazon einfach mal nach der Kundenzufriedenheit zu sortieren. Warum sollte ich auch ein Risiko eingehen?
Bewertungen sind überall
Amazon und TripAdvisor machten es vor. Google und Facebook ziehen mittlerweile nach: Alles ist überall und immer bewertbar geworden. Warum also nicht auch der Arbeitgeber? Schließlich verbringen ja viele von uns recht viel Zeit bei diesem. So war es nur eine Frage der Zeit, dass Plattformen wie Glassdoor oder kununu wie aus dem Nichts erschienen. Mittlerweile stehen sehr viele Unternehmen vor einer Herausforderung und der teilweise unangenehmen Situation, öffentlich mit Mitarbeiter-Feedback umgehen zu müssen. Ob dies legitim ist oder nicht, ist genauso individuell zu betrachten, wie jede Kritik, die zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer besteht. Fakt ist aber nunmal, dass diese Informationen öffentlich existieren.
Unternehmen ohne Bewertungen werden sich schwer tun
Im Gegensatz zu einer Hotelbuchung ist der Schritt zu einem neuen Arbeitgeber größer: Eine Fachkraft recherchiert mehr, wägt ab und filtert dann die Möglichkeiten. Die “Candidate Journey” – also der Weg, den eine Person vom ersten Gedanken zu Wechseln bis zur Unterzeichnung eines Arbeitsvertrags geht – ist in seiner Struktur hierbei der Hotelsuche relativ ähnlich: Wo will ich sein? Was will ich machen? Was ist es mir wert? Also Ort, Jobinhalt und gegebenenfalls Gehalt. Dies sind erst einmal harte Faktoren, die man einer Stellenausschreibung entnehmen kann.
Dann versucht man ein Gefühl für die weichen Faktoren zu bekommen: Wie ist wohl das Betriebsklima? Work-Life-Balance? Gleichberechtigung? Die Meinung der Mitarbeiter unter anderem zu diesen Faktoren gewinnen an immer höherer Bedeutung, so eine Studie der Bitkom aus dem Jahr 2015. Sucht man also nach “Erfahrungen” und “Firma XY”, wird man schnell bei kununu & Co. fündig. Ob die Bewertungen repräsentativ sind oder nicht, spielt dann oft keine Rolle mehr. Einen Einfluss auf den Entscheidungsprozess haben sie in jedem Fall. So wird ein mittelmäßiger oder gar schlechter Score die meisten Interessierten davon abhalten, sich zu bewerben und das Risiko einzugehen, die nächsten Monate und Jahre unglücklich und unmotiviert über der Schreibtischkante zu hängen.
Von Bewertungsportalen kann man viel lernen
Die Frage bleibt also, warum 99% der Unternehmen so ineffizient mit Bewertungen aus den eigenen Reihen umgehen. Mit einem inneren Kopfschütteln bekomme ich oft zu hören: “Wir befragen unsere Mitarbeiter gar nicht. Das kostet Zeit und Geld.” oder “Wir haben einmal pro Jahr einen Papierfragebogen, den wir uns anschauen und dann schreddern.” Von extrem kostspieligen Unternehmensberatungen ganz zu schweigen. Und diese Antworten kommen oft von Personalverantwortlichen, die in einer angesehenen Firma arbeiten.
Langsam aber sicher öffnen sich mehr und mehr Unternehmen der naheliegenden Lösung: Mitarbeitern, die im Hier und Jetzt glücklich und zufrieden sind, eine öffentliche Stimme zu geben, anstatt zu warten, bis im Zweifelsfall nur Bewertungen von den nicht genommenen Bewerbern oder ehemaligen Mitarbeitern publik werden. Moderne Tools zur Beobachtung, Befragung und Analyse von Bewertungen garantieren zum einen dem Mitarbeiter die Anonymität und zum anderen ist jede Bewertung eine authentische Botschaft an eben genau die potenziellen Fachkräfte, die sich gerade über jene Firma informieren. Durch das Publizieren von eigenem Feedback wird jeder Mitarbeiter zum Blogger und Unternehmensbotschafter. Ein optimales “Employer Branding” also.
Optimierung für Suchmaschinen als Erfolgsfaktor
Im Umgang mit Feedback können somit viele Unternehmen von der Hotellerie lernen. Vor allem, wie sehr sich die Erhebung eigener Bewertungen und somit einzigartigen Inhalten für die Suchmaschinenoptimierung lohnt. Unique Content wird von Google belohnt. Gleichzeitig kann das Ranking der eigenen Website mit Sternchen angereichert werden, was wiederum Vertrauen schafft. Und so schließt sich der Kreis wieder zur “Candidate Journey”: Dort, wo sich Kandidaten informieren. Dort, wo man sehen soll, dass es sich lohnt sich zu bewerben. Dort, wo bereits das Match zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer stattfinden kann, da man weiß, worauf man sich einlässt.
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