Wenn es der PFLEGE an KRAFT mangelt

Wenn es der PFLEGE an KRAFT mangelt

Hast du dir mal Gedanken darüber gemacht, wie deine letzten Lebensjahre aussehen werden? In meinem Kopf verbringe ich meine letzten Jahre in einem Schaukelstuhl auf einer Terrasse vor einer Holzhütte und wippe vor mich hin. Dabei stricke ich einen gestreiften Pullover für meine Enkeltochter – den sie niemals tragen wird, weil er viel zu uncool ist – und summe Coldplay vor mir her. Wenn mir danach ist treffe ich mich mit meinen Freundinnen, ebenfalls allesamt Enkeltochter-Pullover-Strickerinnen auf eine Tasse Tee oder heize mit meinem elektrischen Rollstuhl durch den Park der Seniorenanlage in der ich wohnen werde. Dabei ist immer gutes Wetter. Tag und Nacht scheint wunderbar warmes, goldenes Licht. So wie in den Till Schweiger Filmen. So schön so gut.

die Realität

Und dann wurde ich eines Tages mit der Realität konfrontiert. Meine Urgroßmutter ist gestürzt und musste operiert werden. Oberschenkelhalsbruch. Klingt kompliziert, aber kein Problem, sie ist ja noch ziemlich fit. Doch die Operation hinterlässt ihre Spuren. Sie baut ab. Körperlich und geistig. Meine Eltern entscheiden sich sie in ein Heim zu „geben“. Das klingt doch gut denke ich. Da ist sie versorgt, hat Menschen um sich herum, die in ihrem Alter sind, mit denen sie Schach spielen und Rollstuhlrennen veranstalten kann. So weit so gut.

Meine Urgroßmutter lebt inzwischen seit einigen Jahren in einem Altersheim. Ich besuche sie immer seltener. Irgendwie halte ich den Geruch nicht aus. Die trostlose Stimmung. Pflegebedürftige Menschen tun sich ungewöhnlich schwer damit Rollstuhlrennen zu fahren. Demenz ist allgegenwärtig und erschwert das Schachspielen, das habe ich inzwischen auch verstanden. Es herrscht eine gehetzte Stimmung. Die Pflegekräfte scheinen mies gelaunt zu sein und wirken überarbeitet. Kein Wunder: 12 Stundenschichten, unzählige aufeinanderfolgende Nachtdienste, Unterbesetzung.

 

 Pyramide > Weihnachtsbaum >Urne

Sagt dir die Alters-Pyramide etwas? Pyramide: genau, so dreieckig. Unten breit und nach oben hin spitz. Hast du ein Bild vor Augen? Diese Pyramide beschreibt die grafische Darstellung der verschiedenen Altersgruppen. Unten sind die jungen Menschen, nach oben hin werden die älteren Bevölkerungsschichten dargestellt. Naja, so sah das jedenfalls noch 1910 aus. Doch die Menschen werden natürlich älter. So, nächstes Bild: Weihnachtsbaum. Um das Jahr 2000 herum sah die entsprechende Grafik ein bisschen aus wie ein Tannenbaum – mit einem kleinen, festen Stamm und dann nach oben hin gab es verschieden breite Balken. Zum Beispiel die geburtenstarken Jahrgänge Mitte der sechziger Jahre. Und jetzt wird’s makaber: Da Menschen immer älter werden, aber gleichzeitig immer weniger Kinder geboren werden, wird sich der Weihnachtsbaum spätestens 2030 in eine Urne verwandeln. Ein Großteil der Bevölkerung wird alt sein – und Pflege brauchen. Schon jetzt herrscht ein Mangel an ausgebildeten Pflegekräften, wie wird das erst in ein paar Jahren sein? Immer mehr alte Menschen und immer weniger Pflegekräfte? Die Gleichung scheint augenscheinlich nicht aufzugehen.

ein gutes Team ist das A und O

Dabei gibt es natürlich große Unterschiede in den verschiedenen Einrichtungen. Ich habe mit Stephan gesprochen. Stephan ist 30 Jahre alt und arbeitet seit 11 Jahren im Pflegebereich. Seit sechs einhalb Jahren in einer Rehabilitationseinrichtung, einer Übergangspflege-Station. Die Patienten sind größtenteils über 75 Jahre alt. „Das wichtigste ist das Team“ antwortet er auf die Frage, wie er diesen teilweise sehr großen körperlichen und psychische Belastungen aushält. “Man muss gemeinsam eine Linie fahren, darf sich von den Patienten nicht gegeneinander ausspielen lassen“. In seiner Einrichtung sind sie in der Regel zu dritt für 24 Patienten zuständig. Die Nachtdienste werden gleichmäßig auf alle Mitarbeiter des Teams aufgeteilt, so dass jeder drei bis viermal im Monat Nachtdienst hat. Damit komme er gut zurecht meint er. Aber er habe auch schon unter viel schlimmeren Arbeitsbedingungen gearbeitet. „Da kam es teilweise vor, dass sich Pflegekräfte krank gemeldet haben und die Schicht nicht nachbesetzt wurde. Manchmal waren wir nur drei Pfleger für 42 Bewohner”. Dennoch macht er seine Arbeit sehr gerne. “Auch wenn es oft stressig ist bekommt man viel Dankbarkeit zurück”. Schade findet er die Tatsache, dass er und seine KollegInnen oftmals nur die Basisversorgung leisten können: die Essensversorgung  und die Pflege. Für Gespräche und andere Anliegen der Patienten bleibt nur wenig Zeit “dafür sind wir dann leider doch zu wenige Pflegekräfte”.

gute Jobaussichten

Dabei sind die Jobchancen mit einer Ausbildung im Pflegebereich sehr gut! Die Ausbildungsreform im Rahmen des Gesundheits- und Krankenpflegegesetzes ermöglicht zusätzliche Ausbildungsmöglichkeiten und Umschulungen und Weiterbildungen. Seit kollektivvertraglichen Anpassungen hat sich auch der Lohn der KrankenpflegerInnen gebessert. Ist man erst einmal im Beruf, gibt es in vielen Einrichtungen die Möglichkeiten auch psychologische Unterstützung zu bekommen und Fort- und Weiterbildungen zu besuchen.

 

Wie werde ich Gesundheits- und Krankenpfleger/-in?

worauf es ankommt

Stephan sagt es sei wichtig psychisch abschalten zu können. “Du darfst die Probleme der einzelnen Patienten nicht mit nach Hause nehmen, das ist wichtig!”. Man darf auch die körperliche Anstrengung nicht unterschätzen: “Ich habe mal für einige Zeit einen Schrittzähler mit zur Arbeit genommen. An einem Tag mit einer 12 Stundenschicht laufe ich zwischen 11 und 14 Kilometern”. Hinzu kommen die Pflegeaufgaben, wie Waschen, Betten wechseln …

“Wichtig ist auch, dass du authentisch bist und geradlinig. Behandle alle Patienten gleich und sei ehrlich zu ihnen. Die merken es sofort, wenn du ihnen etwas vormachst” erklärt mir Stephan.

meine Meinung

Meine Urgroßmutter ist inzwischen verstorben. Ein Altenheim habe ich seitdem nicht mehr betreten.

Meistens werden wir erst auf etwas aufmerksam, wenn wir selbst davon betroffen sind. So ticken wir Menschen. Logisch, schließlich können wir nicht non-stop gedanklich alles Leid der Welt mit uns herumschleppen und für alle Probleme Lösungen finde. Also blenden wir fleißig aus, was um uns herum geschieht aber uns nicht direkt betrifft. Aber unsere Großeltern werden älter, auch unsere Eltern altern – und nicht zuletzt wir selbst. Sterben werden wir alle, früher oder später.

Was ich damit sagen möchte: auch wenn wir in diesem Moment (noch) nicht direkt von dem Thema “Pflegekräftemangel” betroffen sind, sollten wir uns dennoch darüber Gedanken machen, was diese Tatsache bedeutet. Ich finde das Mindeste ist es dieser Berufsgruppe Respekt und Anerkennung gegenüber zu zeigen, denn was diese Menschen alltäglich leisten ist unglaublich.

Oder aber selbst in dem Bereich tätig werden! Als ehrenamtliche Unterstützung, oder durch eine Ausbildung zum/r GesundheitspglegerIn.

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weitere Informationen:

Wenn dich dieser Beruf interessiert, dann findest du HIER die nötigen Informationen:

Pflegeasistent*in:

https://www.whatchado.com/de/jobinfo/pflegeassistent

Pflegefachasistent*in:

https://www.whatchado.com/de/jobinfo/pflegefachassistent

Altenpflege:

https://www.whatchado.com/de/jobinfo/altenpfleger

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